Lösungsskizze ( Rudi hat Geburtstag)


Die Aufgabe lässt sich mit den Methoden der Aussagenlogik formal beantworten.

Theoretische Grundlagen:
Aussagenlogische Terme enthalten sogenannte Junktoren:
   ¬      ( Negation / Entspricht der sprachlichen Verneinung)
   ∧     ( Konjunktion / Entspricht dem sprachlichen UND)
   ∨     ( Disjunktion / Entspricht dem sprachlichen ODER, jedoch nicht dem ausschließlichen ODER !)
   →     ( Implikation / Entspricht dem sprachlichen WENN ... DANN)

Beispiel:
Der Term    ¬(A) → ( A ∨ C )     bedeutet umgangssprachlich: Wenn die Aussage A nicht wahr ist, dann gilt Aussage B oder C ( oder beides ).

Die Wahrheitstafeln für die Junktoren sehen wie folgt aus:
   A       ¬A  
w f
f w
        
   A       B      A ∧ B  
w w w
w f f
f w f
f f f
        
   A       B      A ∨ B  
w w w
w f w
f w w
f f f
        
   A       B      A → B  
w w w
w f f
f w w
f f w
        
   A       B      ¬ A ∨ B  
w w w
w f f
f w w
f f w


Beachte: Aus den Wahrheitstafeln entnimmt man die logische Äquivalenz der Aussagen   A → B    und    ¬A ∨ B   !

Einige Rechengesetze der Ereignisalgebra:
Kommutativgesetze A ∨ B = B∨ A A ∧ B = B ∧ A
Distributivgesetze A ∨ ( B ∧ C ) = (A ∨ B ) ∧ ( A ∨ C ) A ∧ ( B ∨ C ) = ( A ∧ B ) ∨ ( A ∧ C )
Absorptionsgesetzegesetze A ∨ ( B ∧ A ) = A A ∧ ( B∨ A) = A
Gestze von de Morgan ¬( A ∨ B ) = ¬A ∧ ¬B ¬ ( A ∧ B ) = ¬A ∨ ¬B


Zurück zu Rudis Geburtstag:
Es herrschte Einigkeit bezüglich des folgenden Geburtstagsaxioms: Wenn man Geburtstag hat und vorher brav war, dann bekommt man auch Geschenke.
Aussagenlogisch bedeutet das:   ( B ∧ b ) → G
( B ist genau dann wahr, wenn man Geburtstag hat / b ist genau dann wahr , wenn man brav war / G ist genau dan wahr, wenn man Geschenke bekommt )
Dieses Axiom lässt sich mit Hilfe von o.a. Rechengesetze wie folgt umformen:
( B ∧ b ) → G     ist logisch äquivalent zu     ¬( B ∧ b ) ∨ G     ist logisch äquivalent zu     ¬B ∨ ¬b ∨ G !      (**)

Wenn Rudis Behauptungen a) - h) sich tatsächlich aus dem Geburtstagsaxiom folgern lassen, so müssen sie logisch äquivalent zu (**) sein !
Es folgt die aussagenlogische Formulierung von Rudis Behauptungen und deren algebraische Umformung:

a An keinem Tag ist es möglich, dass man Geburtstag hat, man brav war und keine Geschenke bekommt. ¬( B ∧ b ∧ ¬G ) Algebr. Umformung : ¬B ∨ ¬b ∨ G Übereinstimmung
mit dem Geburtstagsaxiom
b War man brav und bekommt an einem Tag keine Geschenke, so kann es nicht der Geburtstag sein. (b ∧ ¬G) → ¬B ) Algebr. Umformung : ¬b ∨ G ∨ ¬B Übereinstimmung
mit dem Geburtstagsaxiom
c Wenn man brav war und an einem Tag Geschenke bekommt, so muss es der Geburtstag sein. (b ∧ G) → B ) Algebr. Umformung : ¬b ∨ ¬G∨ B Keine Übereinstimmung
mit dem Geburtstagsaxiom
d Wenn man an einem Geburtstag keine Geschenke bekommt, so war man nicht brav. (B ∧ ¬G) → ¬b ) Algebr. Umformung : ¬B ∨ G ∨ ¬b Übereinstimmung
mit dem Geburtstagsaxiom
e Für jeden Tag gilt mindestens eine der Aussagen: Es ist der Geburtstag oder man war nicht brav oder man bekommt Geschenke. B ∨ ¬b V G Algebr. Umformung : B ∨ ¬b ∨ G Keine Übereinstimmung
mit dem Geburtstagsaxiom
f Falls an einem Tag die Erwartung, dass man Geschenke bekommt, weil man brav war, nicht erfüllt wird, so kann es nicht der Geburtstag sein. ¬(b → G) → ¬B Algebr. Umformung : ¬b ∨ G ∨ ¬B Übereinstimmung
mit dem Geburtstagsaxiom
g Für jeden Tag gilt mindestens eine der Aussagen: Es ist nicht der Geburtstag, oder man war brav , oder man bekommt keine Geschenke. ¬B ∨ b ∨ ¬G Algebr. Umformung : ¬B ∨ b ∨ ¬G Keine Übereinstimmung
mit dem Geburtstagsaxiom
h Wenn man ein Geschenk erhält, dann stimmt es nicht, dass man keinen Geburtstag hat und brav war. G → ¬(¬B ∧ b) Algebr. Umformung : ¬G∨ B∨ ¬b Keine Übereinstimmung
mit dem Geburtstagsaxiom

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